In der Septemberausgabe der Zeitschrift brandeins gab es ein interessantes Interview mit Albert Schmitt, dem Geschäftsführer der Deutschen Kammerphilharmonie Bremen zu dem bekannten Vergleich von Chef und Dirigent.

Darin sagt Schmitt unter anderem: „Die Frage, die sich stellt, ist: Wie motiviere ich meine Mitarbeiter, individuelle Höchstleistung zu bringen, diese aber in den Dienst des Unternehmens, der gemeinsamen Sache zu stellen? Dabei entstehen Spannungen. Ich habe lange versucht, den Spannungen auszuweichen, bis ich endlich verstanden habe, dass ich sie nutzen kann. In unserem Orchester sind fünf Spannungspaare vorherrschend: Notwendigkeit und Sinn, Hierarchie und Demokratie, Perfektion und Abenteuer, Energie und Konzentration, Erfolg und Spaß. Es geht immer um ein Sowohl-als-auch, nie um ein Entweder-oder.“

Ich finde diese Sichtweise insbesondere vor dem Hintergrund interessant, dass sie sich sehr gut mit meinem Lagom-Konzept deckt, dem Vermeiden der Extreme. Auch hier geht es immer um ein Sowohl-als-auch, ein Ausbalancieren von verschiedenen Polen. Interessant fand ich auch die Auswahl der Spannungspaare, die der Orchesterchef hier benennt, sie haben mir wieder einmal gezeigt, dass die Auswahl solcher Spannungspaare nicht unbedingt immer auf Gegensätzen beruhen muss, sondern auch Pole wie Erfolg und Spaß, die sich ja nicht grundsätzlich gegenüberstehen, eine hilfreiche Kombination bieten können.

Es lohnt sich aus meiner Sicht immer, sich der eigenen Spannungsfelder in der Führung bewusst zu sein und diese individuell auszubalancieren.