Die Definition von Führung
Der Begriff Führung oder Mitarbeiterführung wird oft recht unreflektiert gebraucht. Aus einem sehr unterschiedlichen Begriffsverständnis resultiert leider auch oft eine Anspruchshaltung an Führende und Geführte, die aus der jeweils anderen Perspektive nicht akzeptiert ist. Es lohnt sich daher, einmal für sich selbst zu überlegen, was Sie eigentlich unter dem Begriff Führung verstehen. Hier möchte ich einmal kurz meine eigene Sichtweise auf das Thema darlegen. Eine meiner Meinung nach sehr gute Definition von Führung besagt Folgendes: Führung ist zielgerichtete Verhaltensbeeinflussung unter Berücksichtigung von Systeminteressen und Individualinteressen.
Beeinflussung und Manipulation
Manche Menschen und auch viele Führungskräfte haben mit dieser Führungsdefinition ein Problem. Sie stören sich insbesondere an dem Wort Verhaltensbeeinflussung. Dies beruht jedoch meiner Meinung nach vor allem auf einem Missverständnis. Das Missverständnis liegt hier darin, dass der Begriff Beeinflussung mit dem Begriff Manipulation gleichgesetzt wird. Manipulation ist jedoch nichts anderes als eine ganz spezielle, zugegebenermaßen besonders unschöne Form der Beeinflussung. Das heißt Führung kann daher, muss aber nicht manipulativ sein. Gute Führung wird immer versucht sein, manipulative Elemente zu vermeiden. Aber der Kern jeder Führung ist eben genau jene Verhaltensbeeinflussung. Denn wenn ich als Führungskraft keinerlei Einfluss auf das Verhalten meiner Mitarbeiter ausübe, dann führe ich eben per Definition auch nicht. Ist die Verhaltensbeeinflussung nicht zielgerichtet, würde man wohl nicht von Führung sprechen. Wenn ich zum Beispiel stolpere und ein anderer mich spontan auffängt, habe ich zwar in der Situation sein Verhalten beeinflusst, aber definitionsgemäß nicht geführt.
Das Dilemma der Führung
Die Schwierigkeit oder das Dilemma der Führung wird erkennbar, wenn wir uns den zweiten Teil der Definition ansehen. Denn bei der Berücksichtigung von System- und Individualinteressen gibt es eben kein Richtig oder Falsch und keine eindeutigen Antworten, welches denn die angemessene Berücksichtigung dieser Interessen ist. Das Interesse des Systems, also der Organisation oder des Unternehmens lässt sich theoretisch sicherlich objektiv beschreiben, aber in der Realität ist dann doch nicht immer eindeutig, welche Entscheidung, welche Handlung oder welche Einflussnahme für die Organisation im Einzelfall am zielführendsten ist. Die Interessen der Individuen sind noch viel schwerer zu erfassen. Zum einen, weil es so viele unterschiedliche Interessen sind. Jeder Mitarbeiter hat seine eigenen individuellen Interessen, die Führungskraft selbst hat andere Interessen und die Vorgesetzten der Führungskraft haben wiederum ihre eigenen Interessen.
Führung regelmäßig hinterfragen
Alleine diese kurze Herleitung aus der Definition von Führung gibt meiner Meinung nach ein ganz gutes Bild davon, wie komplex das Thema Führung ist. Deshalb ist es wichtig, dass auch und gerade erfahrene Führungskräfte sich und ihr Führungsverhalten regelmäßig hinterfragen. Dabei hilft zum Beispiel der regelmäßige offene Austausch mit anderen Führungskräften, wie er in meinen Führungskräfteworkshops angeboten wird.